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Tilo Schulz, holz ist in bei den künstlern der documenta 7, 2005
Installationsansicht / installation view Kunsthalle Fridericianum, Kassel 2005
Foto / photo: Nils Klinger
Gerhard Richter, Arnold Bode, 1964
Foto: Kurt-Willi Julius
Courtesy: Gerhard Richter
Wilhelm Lehmbruck, Kniende, 1911
Ausstellungsansicht documenta 1955
installation view documenta 1955
Foto: Günther Becker
Courtesy: documenta Archiv, Kassel
Mark Tansey, Mont Sainte-Victoire, 1987
Installationsansicht / installation view Kunsthalle Fridericianum, Kassel 2005
Foto / photo: Nils Klinger
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Die Geschichte der documenta von ihren Anfängen als Begleitausstellung zur Bundesgartenschau (1955) bis hin zur documenta 11 (2002) ist voller Widersprüche und Brüche, in der sich unterschiedliche künstlerische und kuratorische Leidenschaften, Philosophien und Theorien ebenso spiegeln wie politische und gesellschaftliche Zeitströmungen. 50 Jahre documenta sind 50 Jahre Kunst- und Zeitgeschichte, die nicht linear zu fassen sind.
Die Ausstellung 50 Jahre / Years documenta 1955 - 2005 konzentriert sich auf die Brüchigkeit dieser Geschichte, betrachtet aus heutiger Perspektive. Indem das Archivmaterial und die Kunst im Wesentlichen unkommentiert bleiben, eröffnen sich Besucherinnen und Besuchern vielseitige Möglichkeiten subjektiver Vergleiche, Erinnerungen und atmosphärischer Einblicke.
Um möglichst viele Sichtweisen zu präsentieren, ist die Ausstellung in fünf Kapitel untergliedert: ein archivarisches, ein kunsthistorisches, ein ortspezifisches, ein filmisches und ein wissenschaftliches. Diese einzelnen Kapitel durchkreuzen und ergänzen sich gegenseitig.
Um dem singulären Charakter einer jeden documenta gerecht zu werden, wird das vielfältige dokumentarische Material in elf separaten Kammern präsentiert. Diese Form der Darstellung ermöglicht einen direkten Zugang zu den Archivalien und macht sie lesbar. Begleitet wird diese Zusammenstellung von Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die in Auseinandersetzung mit jeweils einer documenta auf das Archiv reagieren. Ihre Arbeiten schlagen eine erweiterte Sicht der Dinge vor und demonstrieren neben dem dokumentarischen einen kreativen Umgang mit dem Archiv
Dieser Teil der Ausstellung bringt bekannte und weniger bekannte Arbeiten der vergangenen elf documenta-Ausstellungen zurück nach Kassel. Ziel ist es allerdings nicht, den mittlerweile etablierten Kanon der Moderne nach 1945 zu rekapitulieren. Die ausgewählten Werke verhalten sich gegenläufig zur Kunstgeschichtsschreibung, weil sie sich dem Museum entziehen, zu poetisch oder anarchisch sind. Es sind Werke, die einerseits auf Kontemplation, andererseits auf einen unbedingten Realismus setzen; die aus minimalen Gesten, akribischer Mimesis oder atmosphärischer Setzung bestehen. Sie sind diskret, weil sie sich nicht aufdrängen.
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums weist die Ausstellung ausdrücklich auf die einmaligen documenta-Arbeiten im Stadtraum von Kassel hin. Eine Broschüre mit Stadtplan (Preis: 2 Euro) stellt alle gesicherten Kunstwerke im öffentlichen Raum in ihrem historischen und städtischen Kontext vor und ruft sie wieder in das allgemeine Bewusstsein.
Bisher war nur in Ansätzen bekannt, dass Arnold Bode zur ersten documenta (1955) auch ein Filmprogramm organisierte, das seiner Intention einer Neubewertung der Künste nach dem Faschismus entsprach. Er zeigte dort neben den ehemals „entarteten“ Klassikern der Filmkunst auch Kurzfilme über Künstler und Schriftsteller, amerikanische und französische Zeichentrickfilme sowie Experimentalfilme. Dieses Programm wird anlässlich der Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filminstitut Frankfurt/Main, dem Institut für Medienforschung der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, dem Filmladen Kassel e. V. und den BALi Kinos im KulturBahnhof rekonstruiert und wissenschaftlich bearbeitet. Es wird während der Ausstellungsdauer in Kassel gezeigt. Das ausführliche Filmprogramm können Sie sich hier als pdf-Dokument ansehen.
Die Tagung documenta zwischen Inszenierung und Kritik soll nicht nur den Stand der documenta-Forschung zusammenfassen, sondern neue Perspektiven, Fragestellungen und Reflexionen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunstausstellung entwickeln. Im Mittelpunkt stehen die drei Bereiche Inszenierung, Internationalität und Kritikgeschichte der documenta. Die Tagung wendet sich nicht ausschließlich an das Fachpublikum, sondern möchte auch einen weiten Kreis von Interessierten ansprechen. Alle Vorträge werden 2006 in einem Tagungsband veröffentlicht.
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Steidl Verlag eine zweibändige Publikation mit Beiträgen von Elke Bippus, Roger M. Buergel, Dieter Daniels, Martin Engler, Michael Glasmeier, Philipp Gutbrod, Barbara Heinrich, Stefanie Herbst, Justin Hoffmann, Lutz Jahre, Harald Kimpel, Heike Klippel, Christoph Lange, Wolfgang Lenk, Annelie Lütgens, Gabriele Mackert, Roland Nachtigäller, Agnes Prus, Friedhelm Scharf, Gisela Schirmer, Bettina Steinbrügge, Karin Stengel, Annette Tietenberg, Ulrich Wegenast.
Pressespiegel
Eine Übersicht über alle bisher erschienenen Beiträge über die Ausstellung "50 Jahre / Years documenta 1955 - 2005" finden sie hier als pdf-Dokument.
The development of the documenta from a sideshow accompanying the Bundesgartenschau (1955) to the documenta 11 (2002) consists of many contradictions and inconsistencies, but also reflects different artistic and curatorial passions, philosophies and theories, as much as contemporary political and social trends.
50 years of documenta correspond to 50 years of art- and contemporary history, which simply cannot be described in a linear fashion.
The exhibition 50 Jahre / Years documenta 1955 2005 concentrates on the fragility of art history, reconsidered from today’s perspective. By essentially leaving the archival material and the artworks without further interpretations and comments, the visitors are in a position to compare and remember independently and to experience atmospheric insights. In order to present a wide range of vision, the exhibition is structured into five interacting and complementary chapters: an archival, an art historical, a site-specific, a cinematic and a scientific chapter.
In order to do justice to the singular character of each documenta, the various information materials are arranged in eleven separate chambers. This presentation allows a new access to the archival material and a different way of reading. The different compositions are accompanied by artworks by various contemporary artists, who are in this way dealing with one documenta at a time focussing on the archive. Their artworks propose an extended view on the archive and demonstrate beside the documentary a creative view of the material.
This part of the exhibition brings well-known and less well-known artworks of the past eleven documenta-exhibitions back to Kassel. It is not the intention to recapitulate the by now established canon of modernist art after 1945. The selected works remain in opposition to art historiography, because, anarchistic or poetic as they are, they evade the museum. These artworks relate to contemplation, but also to an absolute realism; they are composed of minimal gestures, precise mimesis or atmospheric setting. The artworks are discreet, because they are not imposing.
On the occasion of the 50th anniversary, the exhibition explicitly refers to the unique documenta-artworks at various locations in the city of Kassel. A brochure with a city map (price: 2 Euro) describes all artworks in the public space in their historical and urban context and re-includes them in general awareness.
Nearly forgotten is the fact that, for the first documenta (1955), Arnold Bode organized a film programme, corresponding with his intention of facilitating a reappraisal of the arts after fascism. In addition to the film classics formerly condemned as “degenerated” he showed short films about artists and writers, American and French cartoon-films and experimental films. This programme will be reconstructed and scientifically edited by Deutsches Filminstitut Frankfurt/Main, Institut für Medienforschung der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Filmladen Kassel e. V. and BALi Kinos at the KulturBahnhof. For the duration of the exhibition it may be seen in Kassel.
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The theme conference documenta between Staging and Criticism does not only intend to summarize the status quo of documenta-research, but to state new perspectives, questions and reflections within the field of contemporary art exhibitions. The conference focuses on staging, internationality and the history of institutional critique in relation to the documenta. The lectures address a wide circle of participants, not only an expert-audience, and will be published in 2006.
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The exhibition will be accompanied by a two-volume publication with contributions by Elke Bippus, Roger M. Buergel, Dieter Daniels, Martin Engler, Michael Glasmeier, Philipp Gutbrod, Barbara Heinrich, Stefanie Herbst, Justin Hoffmann, Lutz Jahre, Harald Kimpel, Heike Klippel, Christoph Lange, Wolfgang Lenk, Annelie Lütgens, Gabriele Mackert, Roland Nachtigäller, Agnes Prus, Friedhelm Scharf, Gisela Schirmer, Bettina Steinbrügge, Karin Stengel, Annette Tietenberg, Ulrich Wegenast.
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