Jour Fixe Termine



























Yael Bartana, Wild Seeds, 2005
Zweikanal-Video- und Soundinstallation,
Videoprojektion, Farbe, 6,39 min.
Soundtrack von Daniel Meir.
Courtesy Annet Gelink Gallery Amsterdam














Yael Bartana, Kings of the Hill, 2003
Einkanal-Videoinstallation, Videoprojektion, Farbe, 7.30 min.
Courtesy Annet Gelink Gallery, Amsterdam













Yael Bartana, You Could Be Lucky, 2004, Einkanal-Video- und Soundinstallation, Videoprojektion, Farbe, Soundtrack von Daniel Meir, 7.30 min











Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta Kalleinen, Complaints Choir of Hamburg_Wilhelmsburg, 2006, Foto: Franmk LŸsing



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Yael Bartana, Trembling Time, 2001
Einkanal-Video- und Soundinstallation, Videoprojektion, Farbe, 6.20 min., Soundtrack von Tao G. Vrhovec Sambolec
Courtesy Annet Gelink Gallery, Amsterdam




Yael Bartana. Amateur Anthropologist

24. September bis 26. November 2006


Die Ausstellung Amateur Anthropologist gibt mit einer Auswahl von Videoarbeiten und -installationen einen umfassenden Einblick in das Werk der Israelin Yael Bartana und be-leuchtet die spezifische Arbeitsweise einer Künstlerin, die sich mit dem komplexen Verhältnis von Individuum und Gesellschaft auseinandersetzt.


Bartana nimmt dabei gegenüber ihrem Heimatland die Rolle einer distanziert-kritischen Be-obachterin ein, die sich auf die Suche nach tiefer liegenden Bedeutungen und Zusammen-hängen alltäglicher Begebenheiten und gesellschaftlicher Konventionen macht. Ihr Interesse gilt dabei – so die Künstlerin – den Mechanismen eines Staates, der eine Ideologie fest-schreibt und dem Individuum, das diese anwendet. In beeindruckenden Aufnahmen befragen die Videoarbeiten die Konstitution der nationalen und kulturellen Identität Israels, insbesondere anhand seiner Rituale und Repräsentationen. Etwa, wenn Bartana in der Videoarbeit Trembling Time (2001) die Schweigeminute des nationalen Gedenktages für die Gefallenen des israelischen Militärs zum Ausgangspunkt für die Frage nach den Auswirkungen kollekti-ven Gedenkens und militärischer Feiern auf das Denken des Einzelnen nimmt, oder in Kings of the Hill (2003) auf soziale und politische Implikationen aufmerksam macht, die in dem aggressiven Autosport aufgenommen an den hügeligen Küstenstreifen in der Nähe Tel Avivs – einer beliebten Freizeitbeschäftigung israelischer Männer der oberen Mittelschicht – zum Ausdruck kommen.


Y
ael Bartana lenkt den Blick auf das, was dem Gesehenen zu Grunde liegt, was in den Bil-dern und Handlungen verborgen liegt, und findet für diese Perspektive das Bild des „Amateur-Anthropologen“. Die Formulierung, die sie bei der kanadischen Schriftstellerin Eva Hoffman entlehnt hat, beschreibt die reflektierende Methode, mit der die Künstlerin mit Hilfe der Kamera stereotypisierte Handlungen, Rituale oder Elemente des Alltags isoliert und dokumentiert oder wie in neueren Arbeiten auch inszeniert und ihnen in der Verfremdung des Materials auf den Grund geht. Bartanas Befragung der israelischen Realität bleibt ohne un-mittelbare Antworten, vielmehr verweist sie auf inhärente Mehrdeutigkeiten und die Möglichkeit der Interpretation, und in diesem Sinne lassen sich ihre Beobachtungen und die Durchdringung gesellschaftlicher Strukturen und deren Erscheinungsformen auch auf andere Kon-texte übertragen.


Neben ihrer aktuellen Videoinstallation Wild Seeds (2005) – die bereits auf der Istanbul Biennale 2005 viel Aufmerksamkeit bekam – werden auch die früheren Arbeiten You Could Be Lucky (2004), When Adar Enters (2003), Ad De’lo Yoda (2003) und Profile (2000) im Rahmen der Ausstellung in der Kunsthalle Fridericianum gezeigt.


Yael Bartana. Amateur Anthropologist ist die vierte Ausstellung im gemeinschaftlichen Projekt der Kuratorenwerkstatt, welche bis November 2006 das Programm der Kunsthalle Fridericianum bestimmt. In einer Reihe von thematisch und zeitlich ineinander greifenden Ausstellungen, geben die vier Mitglieder und der künstlerische Leiter René Block Einblick in ihre aktuelle Arbeit. Seit 2003 nimmt die Kuratorenwerkstatt einen zentralen Bestandteil der Kunsthalle Fridericianum ein. Junge internationale Kuratoren und Kuratorinnen haben in dieser Zeit das Programm der Kunsthalle begleitet und um eigenständige Ausstellungsprojekte erweitert.


Die Ausstellung wird kuratiert von Birgit Eusterschulte (geb. 1972). Sie arbeitete nach dem Studium an der Kunsthalle Wien und ist seit 2003 Mitglied der Kuratorenwerkstatt, wo sie zuletzt an den Ausstellungen Kollektive Kreativität (2005) und Selbstauslöser (2006) beteiligt war.


Parallel zur Ausstellung Yael Bartana. Amateur Anthropologist wird auch das Projekt des künstlerischen Leiters René Block fortgesetzt. Unter dem Titel Renés Nebenschauplatz wird nicht nur die Abschiedsveranstaltung Fremd bin ich eingezogen mit bestimmten Setzungen eingeleitet, sondern auch die Arbeit der jungen Kuratoren mit jeweils einem persönlichen Statement begleitet. Ab dem 24. September wird an dieser Stelle der Film Seven Exercises der russischen Künstlerin Olga Chernysheva (geb. 1962) gezeigt. Ab dem 18. Oktober folgt an dieser Stelle die Arbeit Complaints Choir des finnischen-deutschen Künstlerpaars Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta Kalleinen. Während eines Stipendiums in Birmingham haben sie die Bewohner der Stadt über Flyer und Anzeigen eingeladen, sich öffentlich zu beschweren: über die Stadt, den Verkehr, die hohen Mieten oder den geringen Lohn. Aus den gesammelten Beschwerden haben die Teilnehmer mit Hilfe eines Musikers ein Lied komponiert, welches sie im Anschluss an zentralen Plätzen in der Stadt als Chor aufführten.


Begleitend zur Ausstellung findet ein Film- und Veranstaltungsprogramm statt in Kooperation mit dem Filmladen Kassel, dem evangelischen Forum und der christlich-jüdischen Gesellschaft.
Das ausführliche Programm finden Sie hier


Bitte beachten: Geänderte Öffnungszeiten

Vom 15. - 26. November 2006 ist die Ausstellung nur von 18.30 bis 22.30 Uhr geöffnet




Die Ausstellung wird unterstützt von: