Performance in der Kunsthalle

Die Ausstellungen von Terry Fox und Germaine Kruip sind Anlass für die Kunsthalle Fridericianum, sich in einer gesonderten Veranstaltung intensiver mit dem Medium der Performance zu beschäftigen und dieses zur Diskussion zu stellen. Performance Art ist eine Kunstrichtung, die sich in den 1970er Jahren in den USA und Europa aus Fluxus und Happenings entwickelte. Der englische Begriff Performance bedeutet ursprünglich Vorstellung oder Darstellung, steht aber in der bildenden Kunst für alle Formen von Kunst, in denen der Schwerpunkt auf der Handlung liegt – Handlung als Ausdrucksform für eine Idee. Die Performance Art überschreitet die Grenzen zu anderen Gattungen und bezieht neben bildnerischen Mitteln auch Bewegung, Klänge, Geräusche, Film oder Video und anderes ein. Sie wird meist von einem einzelnen Künstler vorgeführt, der zugleich Autor ist und ein hohes Maß an subjektiver Erfahrung einbringt.

Den Auftakt zur Veranstaltung in der Kunsthalle bildet eine Klangperformance von Terry Fox, die im Rahmen der Reihe Jour Fixe stattfindet. Ihm folgen die Studenten der Klasse von Marina Abramović. Die Performance-Künstlerin unterrichtet seit 1997 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und hat dort in den vergangenen Jahren eine Klasse mit dem Schwerpunkt Live-Performance aufgebaut. Von großer Bedeutung ist, dass die Studenten bereits früh die Möglichkeit erhalten, ihre künstlerische Arbeit in realen Situationen zu präsentieren – eine Herausforderung, die eine offene und experimentelle Haltung gegenüber der eigenen Arbeit fördert. Die Klasse Abramović zeigt in mehreren Räumen der Kunsthalle einen Abend lang simultan etwa zwanzig verschiedene Performances, die eigens für diese Veranstaltung entwickelt werden. Auch Akio Suzuki zeigt eine neue Arbeit: eine Klangperformance, die den Titel Tadori trägt. Der 1941 in Nordkorea geborene Künstler begann in den frühen 60er Jahren mit Klangexperimenten in der Natur, Übungen in Selbst- und Naturerfahrung, die er Self-Study-Events nannte. Diese Aktionen und Forschungen folgen Prinzipien, für die Suzuki die Begriff „Throwing“ und „Following“ prägte: Dem „Werfen“ von Klang, gemeint ist das Setzen von Klangereignissen, schließt sich die Suche nach dessen Spuren an („Folgen“). Suzuki veranstaltet auch Performances mit selbstgebauten Klanginstrumenten und Alltagsgegenständen und arbeitet seit den 80er Jahren mit der Tanz- und Performancekünstlerin Junko Wada zusammen. Eine langjährige und enge Zusammenarbeit besteht auch zwischen Carlo Quartucci und Carla Tatò, den Gründern der italienischen Gruppe La Zattera di Babele. Quartucci (1938 in Messina geboren) begann in den 60er Jahren mit Arbeiten für das Theater, später auch für Radio und Fernsehen. Er entwickelte das Konzept des Theaters als Film und des Films als Theater. Mit der Schauspielerin Tatò, die seit den späten 60er Jahren vor allem im Bereich des Avantgardetheaters arbeitet, betreibt er La Zattera di Babele - in enger Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern, Musikern, Theoretikern und Schriftstellern - als Verschränkung der verschiedenen Künste im theatralischen Raum. In einer „Konversationsscene“ werden Quartucci und Tatò nicht nur das Konzept ihrer Arbeit vorstellen und anhand von Videos und Live-Interventionen erläutern, sondern auch über ihr aktuelles Projekt La Favola dell´Usignolo berichten. Zum Abschluss der Veranstaltung findet im Juli, wiederum im Rahmen des Jour Fixe, eine Performance der jungen Künstlerin Germaine Kruip statt, die in den Kontext der Ausstellung Portal 1 einführt.

  • 25. Juni, 17 Uhr: Terry Fox, Köln. Klangperformance.
  • 27. Juni, 20 Uhr: Klasse Marina Abramović, HfBK Braunschweig. Simultanaufführungen.
  • 28. Juni, 18 Uhr: Akio Suzuki, Berlin.TADORI, Klangperformance.
  • 29. Juni, 15 Uhr: La Zattera di Babele, Rom. Konversationsscene zwischen Künstlern in einem Klang- und Bildraum.
  • 09. Juli, 17 Uhr: Germane Kruip, Amsterdam. Portal 1 – Affixe 2.