Claus Böhmler
Instant - aber sofort!
1. April bis 10. Juni 2001
Eröffnung: 31. März, 16 Uhr

Die Werkschau in der Kunsthalle Fridericianum präsentiert Zeichnungen, Druckgraphik, Objekte, Filme und Installationen aus den Jahren 1968 bis 2000. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Präsentation am 10. Mai 2001 um 18 Uhr).



Claus Böhmler - 1939 in Heilbronn geboren, von 1965 bis 1968 Schüler von Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie, seit 1974 Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg - ist oft als „Medienkünstler" bezeichnet worden. In der Tat hat er sich schon früh mit den Techniken und Möglichkeiten der Geräte oder „Kommunikationsmittel" auseinandergesetzt, die wir als Medien bezeichnen. Seit jeher arbeitet er mit Radiogeräten, Fernsehmonitoren, Videokamera, Fax- und Fotokopiergerät. Während andere zunächst die Kritik an den neuen Medien in den Vordergrund stellten oder aber die modernen Apparate schlicht als neue Medien - anstelle der alten - nutzten, hat sich Böhmler von Anfang an daran gemacht, diese Geräte als selbstverständliche Bestandteile unserer Umwelt zu erforschen, deren Einflüssen wir im Alltag ausgesetzt sind und mit denen wir täglich umgehen. Die uns das Leben erleichtern, es auch komplizierter machen, die ohne Zweifel unsere Wahrnehmung in erheblichem Maß beeinflusst und verändert haben. Ja, deren Wirkung wir - mehr oder weniger unbewusst – permanent ausgesetzt sind. Die bewusste, aktive Wahrnehmung der Welt: davon erzählen, dazu ermuntern Böhmlers Zeichnungen - und sie sind sein eigentliches Medium: Bleistift, Farben, Papier. Zeichnend geht er der Gestalt der Dinge auf den Grund, führt sie uns als gestaltete Dinge vor Augen. Zeichnend entwirft er Objekte und Installationen, die sich in der Phantasie des Betrachters realisieren. Um auch gleich die Frage aufzuwerfen und Zweifel zu schüren, was denn eigentlich real ist.
Die Bilder, das hat sich längst gezeigt, sind nicht unsere Welt. Bilder sind Abbilder, Schatten, Vorspiegelungen dessen, was ist: Schein. Und der trügt oft. Was aussieht wie ein Volksempfänger, ist womöglich doch nur das Foto eines Radiogeräts, das selbst mit elektrischer Stromversorgung stumm bleibt. Dagegen kann sich das Geflecht eines Sitzmöbels, unter Strom gestellt, als Energieversorgungsleitung einer Leselampe erweisen. Was wirklich ist, zeigen nicht die Bilder, sondern die Dinge selbst. Das Sichtbare, das sind nicht nur Bilder, Abbilder, Reproduktionen, sondern das ist auch Sprache, lesbar notiert. Als Schrift kann sie der Information und Kommunikation dienen. So lesen wir in der Programmzeitschrift, was es zu hören und zu sehen gibt, im Radio und TV. Die Noten einer Partitur, Transkriptionen der Musik im Kopf des Komponisten, sind Handlungsanweisungen an einen Ausführenden, werden zu Klängen in Phantasie und Aktion des Musikers. In ähnlicher Weise sind die Zeichnungen von Claus Böhmler nicht nur als stumme Kunstwerke zu verstehen, sondern als beredte Aufforderungen an den Betrachter, teilzunehmen an den künstlerischen Streifzügen durch die Welt, in der wir leben.