MAJA BAJEVIĆ

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   Back to Black, 2003 (Still)
 
Das Werk von Maja Bajević steht in einem engen Zusammenhang mit ihrer persönlichen Biografie, die in hohem Maße von den politischen und gesellschaftlichen Umständen im früheren Jugoslawien im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts bestimmt wurde. In der Tat hat diese Interaktion des Persönlichen/Privaten mit dem Sozialen/Öffentlichen – die nochmalige Überprüfung ihrer eigenen Erfahrung und ihrer Identität sowie das Lokalisieren und Positionieren ihrer eigenen Persönlichkeit als ein soziales Wesen in dem neu entstandenen sozialen Kontext und der veränderten geschichtlichen Einheit von Zeit und Raum – die Bezugspunkte und die Richtung ihrer künstlerischen Aktivitäten bestimmt.

Die Kriegszeit und die politischen Wirren sind Ursachen nicht nur für den Prozess der Katharsis, den die Künstlerin durchgemacht hat - wodurch sie eine kritische Distanz zu den gegenwärtig vorherrschenden ideologischen, politischen und nationalen Gegebenheiten entwickelt hat -, sondern auch gegenüber der nochmaligen Überprüfung der Wahrheiten und/oder Täuschungen, mit denen sie in ihrem „früheren“ Leben aufgewachsen war (vor dem letzten Krieg in Bosnien-Herzegowina und dem ehemaligen Jugoslawien). Indem sie sich selbst als Dissidentin sieht, zeigt Bajević unterdessen ihre Affinität zu diesen im politischen Sinne unsichtbaren Menschen, die zu keinem der vorherrschenden Kollektive gehören bzw. gehören wollen, oder ihre Zugehörigkeit zu dem marginalisierten weiblichen Geschlecht, dessen Sensibilität, Gesprächsbereitschaft und Einstellungen man als Ausgangspunkt und Konstante in ihrem Werk bezeichnen kann.

Maja Bajević´s Fähigkeit, mit Hilfe ihrer eigenen persönlichen Position – die auf individuellen und kollektiven Erfahrungen fußt – den „Zeitgeist“ und die gesellschaftlichen Übel (Heuchelei, politischer und religiöser Opportunismus, die Manipulation der Massen und der Hass auf alles FREMDE) zum Ausdruck zu bringen, zeigt die seltene Eigenschaft des individuellen künstlerischen Engagements, das wir unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Umständen als ein Kritik übendes und moralisches Korrektiv anerkennen und begrüßen.

Dunja Blažević

Aus: "Her Name is Maja Bajević", in: Maja Bajević: Women at Work. Nationalgalerie Bosnien-Herzegowina (Hrsg.), Sarajewo 2002

Deutsch: Uli Nickel

 

 

MAJA BAJEVIĆ

The work of Maja Bajević is strongly connected with her personal biography, which to a great extent has been determined by the political and social circumstances governing former Yugoslavia during the final decade of the previous century. In fact, this interaction between personal/private and social/public – the reexamination of her own experience and identity, as well as situating and positioning herself as a social being in the newly created social context and historical time and space – has largely determined the fields of reference and the directions of her artistic activities.

Times of war, and the political maelstrom are agents, not only of the process of catharsis through which the artist passes, forming a critical distance towards the currently dominant ideological, political and national propositions, but also of the reexamination of the truths and/or delusions she grew up with in her “former” life (before the last war in Bosnia and Herzegovina, and former Yugoslavia). Meanwhile, in choosing to position herself as a dissident, Bajević reveals her affinity with those politically invisible people who do not belong or do not want to belong to any of the prevailing collectivities, or her affiliation with the marginalized female sex, the sensibility, discourse and outlook of which is the recognizable starting point and constant in her work.

Maja Bajević´s ability to express through her own personal position – built upon individual and collective experience – the spirit of the times, the “Zeitgeist”, and the ills of society (hypocrisy, political and religious opportunism, the manipulation of the masses and hatred of the OTHER), evinces that rare quality of individual artistic engagement, which in the current social environment we recognize and welcome as a critical and moral corrective.

Dunja Blažević


Excerpt from: "Her Name is Maja Bajevic", in Maja Bajevic: Women at Work, National Gallery of Bosnia and Herzegovina, Sarajevo, 2002