LUCHEZAR BOYADJIEV

English version

 

   Schadenfreude Guided Tours ( 1 + all ≠ all + 1), 09.09.2003
 
Ich biete an! Fragen Sie nach? (Schadenfreude Führungen), 2003

Projekt für: In den Schluchten des Balkan

Mir ist zwar nicht bekannt, ob Besucher einer Ausstellung einen Künstler vor Ort brauchen, an den sie Fragen zu seinen oder, bei Gruppenausstellungen, zu den Werken anderer, richten können. Dagegen weiß ich aus Erfahrung, dass die Organisatoren einer Kunstveranstaltung nach der Eröffnung normalerweise keine Künstler mehr brauchen – je früher ich den „Tatort“ verlasse, desto besser. Dadurch konnte ich nur selten erfahren, wer denn nun eigentlich zu den Ausstellungen kommt, an denen ich teilnehme, und warum.

Ich habe keine Ahnung, ob das, was ich anbieten will, nämlich Führungen durch eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst, der Nachfrage beim Publikum entspricht. Ich warte einfach mit etwas auf, was womöglich niemand braucht. Ich werde den Besuchern anbieten, sie durch die Ausstellung zu führen, aber die Dialektik von Angebot und Nachfrage habe ich noch nie verstanden. So bleibt zu hoffen, dass, wenn etwas angeboten wird, sich bald die Nachfrage einstellt. Ich will jedenfalls mehr als nette pseudokünstlerische Erklärungen liefern ... Denn meine armen Künstlerkollegen, die nicht dabei sein werden, wenn ich meine Führungen mache, haben beispielsweise keinerlei Einfluss darauf, was ich den Besuchern zu ihren Arbeiten erzähle ... Schadenfreude! oder, wie man unter uns englisch sprechenden Künstlern so sagt: „Sorry, boys and girls!“. Andererseits ist es in der Kunstszene eine Binsenweisheit, dass Kassel zwischen den documenta-Ausstellungen so unbestimmbar und „fragil“ ist wie jede mittelgroße Balkanstadt, was Publikum, Veranstaltungen und künstlerische Karrierechancen angeht.

Nach der Ausstellung, wenn ich mir ein besseres Bild von alldem machen kann, melde ich mich mit einem kurzen Bericht wieder.

Luchezar Boyadjiev

Sofia, 8. Juli 2003

Deutsch: Sebastian Viebahn

 

 

LUCHEZAR BOYADJIEV

 

I Supply! You Demand? (Schadenfreude Guided Tours), 2003

Project for: In den Schluchten des Balkan

I do not know whether actual visitors to an art event need to have a live artist at hand in order to ask questions about the work(s), his/hers or others’ in case it’s a group show. All I know is that after the opening, artists are usually no longer needed by the organizer of an art event. I have learned that the sooner I leave the “site of the crime”, the better. But I have rarely been able to see who the hell is actually going to the shows I am participating in and why.

So far, I have yet no idea if what I am about to supply, guided tours of a show of contemporary art, will meet the demand of the audience. I am simply a provider of a service, which possibly no one will need. I am making myself available to guide visitors of the show but I have never been able to figure out the dialectics of supply and demand. Hopefully, if something is supplied the demand will soon follow. At least I plan to supply more then just artsy explanations… For instance, my poor fellow artists who will not be around when I will be giving the tours will have no control over what I will say to the audience about their works… Schadenfreude, or as we English speaking artists say, “Sorry, boys and girls!” On the other hand, the “universal” art world wisdom says that Kassel in-between documenta exhibitions is as loose and “fragile” in terms of audience, events and artistic career opportunities as any medium sized Balkan city.

I will get back to you with a short report after the event when I will have a better idea about all of that.

Luchezar Boyadjiev

Sofia, July 8, 2003