JAKUP FERRI

English version

 

   Made in Kosova (For Love's Sake), 2003
 
Don´t Tell to Anybody

Der junge Künstler stellt sich die Frage: „Bin ich vielleicht zu spät, weil alles gesagt und getan ist?“ Eine lästige und entmutigende Frage, so könnte man sagen, besonders in Ländern, die selbst „zu spät“ sind. Erstaunlicherweise wird Jakup Ferri von dieser „Verspätung“ inspiriert und konstruiert eine Poesie des Spotts. Wir sind zu spät, was soll´s? F. Bacon sagte einmal, dass der Zwerg, der auf den Schultern eines Riesen steht, weiter sehen kann als dieser. Wenn wir unglücklicherweise die Zwerge unserer Vorfahren sind, haben wir noch immer das Recht zu sein, was wir sind, oder zumindest das Recht, uns gegenseitig zu verspotten, nicht wahr?

In dem Video Jakupi ... hört der Künstler einer Performance von Yoko Ono und John Lennon zu, die einander bei ihrem Namen nennen, und ruft dann seinen eigenen Namen: „Jakup! Jakup!“ Vielleicht lässt er das alte Sprichwort „Nomen est Omen“ wieder aufleben? Oder, noch besser, sucht er womöglich nach dem Platz, den die „Verspäteten“ unter den Stars einnehmen?

In dem Video Don’t tell to anybody zählt Ferri die Reiskörner in einem Kilo Reis. Im Mittelalter stritten sich Gelehrte darüber, wie viele Engel auf eine Nadelspitze passen. Ohne Erfolg. Gelehrte des heutigen Materialismus zählen Reiskörner, auch ohne Erfolg.

In der Arbeit mit dem Titel Made in Kosova (for love’s sake) bringt Ferri erneut das schreckliche Gefühl zu spät zu kommen zum Ausdruck. In Osteuropa wird der Künstler heute weder vom Staat noch vom Markt unterstützt. Er kann von dem Erfolg eines Künstlers wie Jeff Koons nur träumen. Ferri findet eine Möglichkeit, diesen Traum zu verwirklichen. Er beschließt, Toilettenpapier mit Koons‘ Namen darauf zu produzieren. Der Hintern dieses jungen Künstlers verspottet daher alles: den Kosovo, der so gut wie nichts produziert, die Not der Künstler, die zu spät sind, den spirituellen Stillstand und die Stippvisite der westlichen Kunst, Koons‘ Fähigkeit, die Reichen zu verspotten und zu schröpfen ...

Shkëlzen Maliqi

Deutsch: Birgit Herbst

 

 

JAKUP FERRI

 

Don’t Tell to Anybody

The young artist puts forward a question: “Maybe I am late, because everything has been said and done”. A bothersome and discouraging question one might say, especially in countries which are “late” themselves. Quite astonishingly, this delay inspires Jakup Ferri to produce his tongue-in-cheek comments: We are late, so what? F. Bacon once said that by standing on the shoulders of a giant, the dwarf can see much further. If we unfortunately are the dwarves to our predecessors, we still have the right to be whatever we are, or the right to, at least, ridicule one another, don’t we?

In the video titled Three Virgins, the artist first listens to a performance by Yoko Ono and John Lennon calling each other by their names, and then starts calling his own name “Jakup! Jakup!” He might be resurrecting the old saying “Nomen est omen”? Or, better yet, he might be searching for the place where the “delayed” stand among the stars?

In the video Don’t tell to anybody, Ferri counts the number of grains in one kilo of rice. In medieval times, scholars engaged in heated arguments over the number of angels balancing on the point of a needle. For no purpose. Scholars of modern day materialism count the number of grains in rice. For no purpose.

In the artwork titled Made in Kosova (For Love’s Sake), Ferri again expresses the horrible feeling of being too late. In Eastern Europe today, the artist is supported neither by the state nor by a market. He can only dream of the success of someone like Jeff Koons. Ferri finds a way to manifest this dream. He decides to produce toilet paper with Koons’s name on it. With his arse, this young artist pokes fun at reality as he sees it: Kosova that produces almost nothing, the distress of the delayed artists, spiritual jam and stopover of Western art, Koons´ ability to mock and soak the rich…

Shkëlzen Maliqi