IOSIF KIRÁLY

English version

 

   Reconstructions – Baneasa Ancuta No 2, 2000 - 2003
 
In diesem Projekt habe ich mit Hilfe der Fotografie versucht, einzelne Abschnitte zu bilden, die aus persönlichen Situationen und Erfahrungen bestehen, welche vor langer Zeit bzw. erst kürzlich stattgefunden haben.

Reconstructions sind montierte, aus verschiedenen Perspektiven aufgenommene Bilder, bei denen jeder Schnappschuss als Informations-Bit und Erinnerung fungiert (der Time Code der Kamera ist zu sehen). Die Tatsache, dass diese Schnappschüsse zwar annähernd vom gleichen Punkt (Ort) aus, aber zu verschiedenen Zeiten (nach Ablauf von Minuten, Tagen, Monaten, Jahren) aufgenommen wurden, verleiht dem letzten Bild zwar einen räumlichen Zusammenhang, aber zugleich auch eine zeitliche Diskontinuität.

„... Wir neigen dazu, an Erinnerungen wie als Schnappschüsse aus Familienalben zu denken, die, wenn man sie ordentlich verstaut, wieder im gleichen Zustand hervorgeholt werden können, in dem sie abgelegt wurden. Aber wir wissen inzwischen, dass wir unsere Erfahrungen nicht so aufzeichnen, wie eine Kamera dies tut. Unsere Erinnerungen arbeiten anders. Wir filtern Schlüsselelemente aus unseren Erfahrungen heraus und lagern sie. Anschließend erschaffen wir unsere Erfahrungen neu bzw. rekonstruieren sie, statt nur Kopien von ihnen anzufertigen. Manchmal fügen wir beim Prozess des Rekonstruierens Gefühle, Meinungen oder sogar Wissen hinzu, das wir uns nach der Erfahrung angeeignet haben. Mit anderen Worten: wir beeinflussen unsere Erinnerungen aus der Vergangenheit, indem wir ihnen Gefühle bzw. Erkenntnisse zuschreiben, die wir eigentlich erst nach dem Ereignis erworben haben.“ 1

Die Rekonstruktion wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie z.B. dem Kontext, in dem sie sich ereignet, der Gefühlslage in dem Moment des sich Erinnerns und den Erfahrungen, die man von dem Moment angesammelt hat, in dem das Ereignis stattgefunden hat, bis zu dem Moment, in dem man sich wieder an das Ereignis erinnert. So erhalten manche Details eine größere Bedeutung als andere. Einige Elemente können im Laufe der Zeit hervorgehoben werden, während andere an Bedeutung verlieren oder ganz verblassen und von Elementen ersetzt werden, die aus späteren Ereignissen oder sogar aus nur indirekt erlebten Ereignissen stammen, wie z.B. Informationen aus den Massenmedien oder aus anderen Quellen. Diese Elemente sehen wir dann im Unterbewusstsein als unsere eigenen an.

Iosif Király

1) Daniel L. Schacter, The Seven Sins of Memory - How the Mind Forgets and Remembers, Houghton Mifflin Company, 2001, Seite 9.

Deutsch: Uli Nickel

 

 

IOSIF KIRÁLY

 

In this project I have attempted, with the help of photography, to make sections of different personal situations and experiences that happened a longer or a shorter time ago.

Reconstructions are compound poly-perspective images and each snapshot acts as a byte of information and memory (the time code of the camera being visible). The fact that these snapshots are taken approximately from the same spot (location), but at different moments (after periods of minutes, days, months, years), gives a spatial coherence but temporal discontinuity to the final image.

“…we tend to think of memories as snapshots from family albums that, if stored properly, could be retrieved in precisely the same condition in which they were put away. But we now know that we do not record our experiences the way a camera records them. Our memories work differently. We extract key elements from our experiences and store them. We then recreate or reconstruct our experiences rather than retrieve copies of them. Sometimes, in the process of reconstructing we add on feelings, beliefs, or even knowledge we obtained after the experience. In other words, we bias our memories of the past by attributing to them emotions or knowledge we acquired after the event.” 1

Reconstruction is influenced by several factors such as the context where it occurs, the emotional state in the moment of remembering and experiences accumulated from the moment the event took place until the moment it is remembered etc. Thus, some details can be given more importance than others. Some elements can be highlighted in time whereas others can diminish or even fade out being replaced with elements taken from ulterior happenings or even indirectly experienced events such as information received from mass-media or other sources and took as our own at a subconscious level.

Iosif Király

1) Daniel L. Schacter, The Seven Sins of Memory - How the Mind Forgets and Remembers, Houghton Mifflin Company, 2001, p.9