DANIELA KOSTOVA

English version

 

   I See…, 2002 (Still)
 
I see (Ich sehe), 2002

Das Projekt I see ... zeigt Bulgarien und insbesondere die Hauptstadt Sofia, wie sie ein Tourist aus dem Westen sieht. Die meiste Zeit sieht man ihn mit einem Mietwagen und einem Führer durch das Zentrum fahren, vorbei an den bekanntesten Straßen und Gebäuden der Stadt. Dies ist eine Standard-Rundfahrt, wie sie von Reisebüros angeboten wird; sie vermittelt ein attraktives, aber oberflächliches Bild moderner Städte und bis zu einem gewissen Grad auch der Situation des Landes insgesamt. Fremden werden angenehme Eindrücke vermittelt, und sie glauben, dass sie alles verstanden haben. Die meisten von ihnen haben jedoch nicht die geringste Vorstellung davon, wo sie wirklich sind, und vergleichen Bulgarien meist mit Ländern wie Rumänien, Albanien und sogar Afghanistan. Besucher aus dem Westen haben relativ feste Vorstellungen vom Balkan; sie finden die Probleme der Balkanländer unverständlich und ihre Bewohner eigenartig.

Nachdem ich diesen Reiseservice selbst genutzt hatte, versuchte ich mich in die Lage dieser „Beobachter“ zu versetzen und zu herauszufinden, was sie aus ihrem Blickwinkel sehen. Die Situation ist ziemlich komisch, denn wir zeigen immer das Beste, was wir haben, weil wir Sympathie wecken möchten. Betrachtet man die Hauptstadt aus dieser Perspektive, sieht man sie als eine schöne, grüne Stadt mit einer reichen Vergangenheit. Die tatsächliche Situation tritt in den Hintergrund und die Dinge verlieren ihren wirklichen Inhalt. Auf diese Art sind wir zur Form dieses Films gelangt. An einem sonnigen Tag im März fahren wir in einem leuchtend roten Mercedes. Die Aussicht auf das schöne Panorama habe ich durch einen undurchsichtigen schwarzen Streifen abgedeckt, der keinerlei Informationen gibt; Information findet man nur dort, wo sich normalerweise die beiden schwarzen, den Film oben und unten rahmenden Streifen befinden. Man muss abstrahieren, um sich den Rest des Bildes vorzustellen; gleichzeitig preist eine Stimme aus dem Off die Schönheit der Stadt. Der Zuschauer schafft sich eine Vorstellung anhand dessen, was er hört, kann die Dinge aber nicht in ihrer Ganzheit sehen oder verstehen. Die Stimme sagt fortwährend: „Sie sehen ...“

Daniela Kostova


Deutsch: Birgit Herbst

 

 

DANIELA KOSTOVA

 

I see…, 2002

The I see… project presents Bulgaria and the capital Sofia in particular through the eyes of a tourist from the West. He is seen touring the city in a rented car, together with a hired guide. They visit central parts of the city, and the most emblematic local streets and buildings. This is a standard trip travel agencies offer, and it is an attractive but superficial view of modern cities, and to a certain extent, of the situation in the country in general. Foreigners are left with pleasing impressions and a notion that they now know everything there is to know. Most of them, however, do not have the slightest idea of where they really are, and usually compare Bulgaria with countries like Romania, Albania, and even Afghanistan. Westerners have adopted a fairly clear notion of the Balkans and they find the problems of the countries in this region alien and the local people strange.

Having used this travel service myself, I tried to put myself into the shoes of these "observers", and learn what it is they see from their vantage point. The situation is rather comical because we always show the best we have simply because we want to be liked. Looking at the capital from this angle, one sees it as a beautiful and green city with a rich past. The actual situation fades into the background and things lose their real content. We have thus come to the form of this film. We are riding in a shiny red Mercedes, on a sunny day in March. I have replaced the beautiful panoramic view with a black non transparent strips. There is no information. The information can be found at the location where one usually finds the two black strips lining the edges of the film frame. One sees an abstract picture while a voice behind the scene extols the beauty of the city. The viewer builds a notion from what he hears, but is unable to see things in their entirety or to understand them. The voice keeps on saying: "You see… "

Daniela Kostova