VLADO MARTEK

English version

 

   Untitled (Balkan), 1985
 
Zuerst kommt die Aktion. Das heißt: Das Schreiben wird zu einer Aktion (vor der Poetik Entstandenes, poetische Objekte, Gedichte als Agitation, Straßengedichte auf Postern), Malen und Zeichnen werden zu Aktionen (Wandbilder, Installationen, Außenprojekte und Banner), das Schreiben eines Textes wird zu einer Aktion (Samisdats, Agitationen, Graffiti, Vorträge und Landschaftskunst), das Bildhauern wird zu einer Aktion (Fotografieren, inszenierte Fotos, Postkarten und Konzepte).

Ein allumfassender Aktionismus bezieht seine Anregungen aus der historischen Avantgarde und ihren aufklärerischen und utopischen Ideen. Die Poetik der Prä-Poesie und die Prä-Kunst der Kunst des Kunst-Falles Martek fügt diesen Elementen eine umfassende De-Metapherisierung und eine Dekonstruktion bei. Es ist nur eine kleine Illusion, dass sich Marteks Kunstverständnis an die ethischen Ideale der Gesellschaft anpasst und so die automatische Präsenz von Form/Ästhetik minimiert. Unterschiedliche Artefakte, im Kunst-Fall Marteks sind, als Nebenprodukte der Ästhetik, die Folge davon, dass das Konzept viele mediale Prozesse durchgemacht hat. Deswegen sind absichtlich gesetzte Grenzen des Künstlerischen als Imperative der Bedingungen und der Verhältnismäßigkeit der Kategorien von Zeit, Raum und Geschmack auferlegt werden. Die Herausforderung durch die Technologie bzw. durch die Medien in Hinsicht auf die Vermittlung des Künstlerischen ist der eigentliche Inhalt dessen, was von der Metaphorik und den Illusionen bei der Herstellung von Kunst übrig geblieben ist. Das Aneignen der Werkzeuge, Materialien und der Voraussetzungen für die Konzeption eines Kunstwerks ist ein Beispiel für die erwünschte Realisierung der konzeptionellen Herangehensweise an die Medien. Die Beschäftigung mit vielen Medien lässt eine Poetik erkennen, welche die Entstehung, die Macht und die Wirkung der Kunst und des Künstlers als dem Verantwortlichen für die Ausweitung des Spirituellen (in der Kunst) problematisieren.

Vlado Martek, 2003


Anmerkung des Übersetzers: Samisdats = Im Selbstverlag entstandene Texte.

Deutsch: Uli Nickel

 

 

VLADO MARTEK

 

Action comes first. That is: writing becomes an action (pre-poetry, poetic objects, poems as agitation, street poems on posters), painting and drawing become actions (murals, installations, ambiances, banners), writing the text becomes an action (samizdats, agitations, graffiti, lectures, land art), sculpturing becomes an action (taking photographs / staged photographs, postcards, concepts).

All-encompassing actionism draws its motives from historical avant-garde and its enlightening and utopian ideas. The poetics of pre-poetry and pre-art of the art incident Martek affixes an extensive de-metaphorization and deconstruction to these elements. A slight illusion that Martek´s art credo adapts to ethical ideals of society and thus minimizes the automatic presence of form/aesthetics. Different artefacts in the art incident Martek, as by-products of aesthetics, are the consequence of passing the concept through many media; thus, deliberate limits of the artistic are imposed as imperatives of conditions and relativity of categories of time, space and taste. The challenge of technology/media in mediating the artistic is the true content in what is left of the metaphorical and the illusionist in the production of art. Adopting the tools, materials, and conditions within the conception of the artwork is an example of targeted materialization of a conceptualistic approach to media. The passing through many media announces the poetics of problematizing the emergence, power and extent of art and of the artist as the bearer of expansion of the spiritual (in art).

Vlado Martek, 2003