MARIA PAPADIMITRIOU

English version

 

   Untitled (T. A. M. A. 1998-2003), 1999
 
T.A.M.A.

TAMA* liegt in Avliza, einer heruntergekommenen Gegend im Westen von Athen, etwa zehn Kilometer von der Hauptstadt entfernt und ganz in der Nähe des neuen olympischen Dorfes. Zur nicht sesshaften Bevölkerung gehören Zigeuner und Rumänen (Wlachen) aus dem Norden Griechenlands, die dieses Gebiet als Zweitwohnsitz nutzen. Ich entdeckte diesen Ort zufällig, aber ich ließ mich bewusst auf das Leben dort ein. Dies geschah als natürliche Folge meiner Einstellung als Künstlerin. Ich besuchte den Ort zum ersten Mal 1998, als ich zusammen mit meinen Freunden Catherina und Michel nach alten Möbeln zu günstigen Preisen suchte. Aber als ich dort war, zogen mich nicht die Antiquitäten, sondern der Ort selbst an; planlose Anordnungen, unerwartete Ereignisse, ungeplante Kunstwerke, seltsame Menschen. Was ich dort sah, ist das Konzept einer provisorischen Siedlung, eine Art mobile, post-urbane Stadt, die ihren Bewohnern vorübergehend eine Unterkunft bietet und in der sie ihren wirtschaftlichen Aktivitäten nachgehen können.

Alles ist Teil dieser kleinen Stadt: Landschaft – Kleider – Interieurs - unfertige Häuser - Straßen – Autos - der Himmel - die Menschen.

Ich besuchte Avliza schließlich jeden Tag - ich wurde zu einer süchtigen Besucherin. Die Beobachtung des Ortes und der Menschen wurde zu meiner vorrangigen Pflicht. Ich wollte mich mit ihnen anfreunden, an ihren Festen teilnehmen, ihre Probleme teilen, etwas über ihre Gedanken und ihre Bedürfnisse erfahren. Der Versuch dauerte lange, aber schließlich hatte ich es geschafft, und eine starke Beziehung begann.

Das nomadische Leben und die Besonderheiten der Gemeinschaft führten zu der Idee, ein System der Kommunikation und des Austauschs zwischen den Bewohnern, mir selbst, den Menschen aus der Kunstszene und der Öffentlichkeit aufzubauen. Innerhalb kürzester Zeit stellte ich fest, dass alle meine Freunde und Kollegen an dieser Geschichte teilhaben wollten, die ich ein temporäres autonomes Museum für alle nenne.

*Das griechische Wort TAMA bedeutet Opfergabe, aber auch das Versprechen einer Opfergabe an einen Heiligen als Gegenleistung für dessen Hilfe – ein GELÖBNIS.


Deutsch: Birgit Herbst

 

 

MARIA PAPADIMITRIOU

 

T.A.M.A.

TAMA* is located in Avliza, a run-down area in western Athens, 10 km from the center of the capital and very close to the new Olympic village. Itinerant populations such as Gypsies and Vlach Romanians from northern Greece use this area as a pied-à-terre.

My discovery of the place was accidental, but my involvement in its life was intentional. It came as a natural consequence of my attitude as an artist.

I visited the place for the first time in 1998 with my friends Catherina and Michel, looking for old furniture at good prices. But when I found myself there, it was not the antiques that attracted me but the place itself; haphazard layout, unexpected events, unplanned art works, strange people. What I saw there is the concept of a makeshift settlement, a kind of mobile post-urban city which serves its inhabitants´ temporary housing needs and economic activities.

Everything forms part of this small town. Landscape - clothes - interiors - unfinished buildings - streets - cars - the sky - the people.

I started to visit Avliza everyday - I became an addicted visitor. The observation of place and people became my foremost duty. I wanted to become friends with them, to participate in their fiestas, to share their problems, to listen to their thoughts and needs; after a long try I got there, and a strong relationship began.

The nomadic way of living and the particularities of the community gave me the idea of setting up a system of communication and exchange among the inhabitants, myself, the art people and the public. In a very short time I realized that all my friends and associates wanted to participate in this story which I call a temporary autonomous museum for all.

Maria Papadimitriou

*TAMA in Greek means offering but also the promise of an offering to a Saint in return for his or her help - a VOW.