SARKIS

English version

 

Die dreidimensionalen Werke von Sarkis, die er Ende der 70er Jahre entwarf, basierten auf der dialektischen Beziehung zwischen ihren konstitutiven Elementen und der gegensätzlichen Natur dieser Elemente. Das Thema Krieg trat bei seiner in den 70er Jahren entstandenen Reihe Blackouts, die das Spannungsverhältnis zwischen Bewahrung und Auslöschung, zwischen dem in Erinnerung Behalten und dem Vergessen Wollen, zwischen Offenlegung und Verheimlichung beleuchtet, immer deutlicher zutage. Er behandelte die gesellschaftliche Dimension des Erinnerns noch ausführlicher in seiner Serie Kriegsschatz. Das Wort soll die Inbesitznahme und brutale De-Kontextualisierung des Erinnerungsvermögens eines anderen Menschen, das eines Besiegten, verdeutlichen.

Dieser Ausdruck, der auch als Leitmotiv für die folgenden Arbeiten Sarkis’ diente, wurde von ihm zudem gegen die isolierenden, vereinheitlichenden und verknöchernden Konventionen des Museumswesens eingesetzt. Doch kein Sieg ist absolut. Bei Sarkis’ Projekten werden Objekte benutzt, die mit gesellschaftlichen Auswirkungen und Nachwirkungen im Hinblick auf das Gedächtnis belastet sind. Allerdings gehen sie weit über die mögliche Einschränkung hinaus, nur als nostalgisches Flashback angesehen zu werden. Sie stellen ihre Substanz dar, interpretieren und aktivieren sie im Verhältnis zur schmerzhaften Vergangenheit und zur verheißungsvollen Zukunft auf eine sehr bejahende Art und Weise,.

Dieses Zusammengehören von Schmerz und Hoffnung und die Möglichkeiten, die sich aus dem menschlichen Leiden ergeben, kamen später in seinem anderen Leitmotiv Leidschatz zum Vorschein. Gegen Ende der 70er Jahre übertrug Sarkis seine bejahende Haltung auch auf seine Herangehensweise in Bezug auf den Raum. Zeitgleich mit dem Einführung von Licht und Farbe in sein Werk achtete Sarkis mehr auf die räumlichen Eigenschaften des Erinnerungsvermögens. Dies wiederum erschloss seinen Werken eine neue kulturelle Spezifizierung und autobiografische Ausarbeitung. Sarkis Ausstellung „Von Ankara bis in die Gegenwart“ aus dem Jahr 1993 umfasste eine Spanne von fast dreißig Jahren, die zwischen der ersten und der zweiten Ausstellung des Künstler in Ankara lagen. Hierbei brachte er im Widerspruch stehende Elemente zusammen, was charakteristisch für sein Werk ist – wie z.B. die Farbe Rot und ihre Komplementärfarbe Grün oder die Aquarellgemälde aus seinen früheren Projekten und die Fleischermesser, mit denen er sie durchsticht und sie auf eine Holzplatte spießt. Obwohl sie durchstochen und verwundet wurden, haben es diese Gemälde geschafft, zu überleben und sich auch weiterhin zu vermehren.


Deutsch. Uli Nickel

 

 

SARKIS

 

The three-dimensional works by Sarkis from the end of the sixties were based on the dialectical relations between their constitutive elements and the contradictory nature of these elements within themselves. The theme of war became more manifest in his series of Blackouts from the mid-seventies on, in which he exposed the tension between protection and erasure, maintenance of memory and its blockage, visualisation and concealment. The social dimension of memory was further elaborated in his series of Kriegschatz (the spoils of war), which, as a word, marked the appropriation and brutal decontextualisation of someone else's, the beaten one´s memory. This term that has operated as a leitmotiv in the successive productions of Sarkis was also mobilised against the isolating, homogenising and ossifying conventions of museology. But no victory is absolute. Sarkis' projects make use of objects laden with social and mnemonic repercussions; yet, they go well beyond the constraints of remaining merely as nostalgic flashback; they perform, interpret and activate their material, in the most affirmative manner, in relation to the painful past and the promising future. This togetherness of pain and hope, the potentialities inherent in human suffering were later brought forward in his other leitmotiv Leidschatz (the treasures of suffering). Towards the end of the seventies, Sarkis translated his affirmative stance into his take on space. Parallel to the introduction of light and colour into his works, Sarkis paid more attention to the spatial qualities of memory. This, in turn, opened up his works to cultural specificity and autobiographical elaboration. Sarkis' exhibition held in 1993 with the title From Ankara to the Present covered a life span of nearly three decades, separating the artist's first exhibition in Ankara from his second. As is characteristic to his entire oeuvre, he brought together conflictual elements; such as the colour red and its complemetary green; and the watercolour drawings of his previous projects and the butcher knifes that pierce and nail them onto a wooden platform. While stabbed and wounded, these drawings have succeeded to survive and multiply into the future.

Erden Kosova