SANDRA STERLE

English version

 

   Round Around, 1997 (Still)
 
Die performativen Elemente, die oft von einer einfachen dramaturgischen Erzählstruktur oder von unterschiedlichen sozialen Interaktionen, die vor einem sorgfältig entworfenen Hintergrund stattfinden, gekennzeichnet sind, sind von entscheidender Bedeutung für viele Projekte Sandra Sterles. Während die Künstlerin in ihren Videoarbeiten stets selbst agiert, beinhalten die dynamischen Prozesse ihrer Gemeinschaftsarbeiten eine ganze Reihe von Mitwirkenden und erforschen die Formen, in denen kollektive Darstellungsweisen entstehen.

Die Künstlerin beschäftigt sich mit der Frage der persönlichen Identität, die als eine Art nüchternes Versuchsgebiet fungiert, das die weiterreichenden sozialen Beziehungen widerspiegelt. „Wer bin ich und welche sozialen Interaktionen definieren und umgeben mich?“ – das ist die Schlüsselfrage, die in diesem Prozess die entscheidende Rolle spielt. Bei der Beantwortung dieser Frage offenbart Sandra Sterle keineswegs ihren eigenen inneren „Kern“, sondern kreiert vielmehr leere Wesen, die von spannenden, manchmal auch unangenehmen Persönlichkeiten bewohnt werden. Diese vollführen seltsame persönliche Rituale, die in einem jeweils unterschiedlichen, attraktiven Ambiente stattfinden, das oft aus Außenräumen besteht, deren Wesensmerkmale dazu beitragen, das Profil einer Persönlichkeit zu prägen. Sandra Sterles Werk basiert oftmals auf dem Erschaffen unterschiedlicher „Personae“. Obwohl ein solches Konzept häufig ein Sich-Verstellen mit einschließt, agiert die Künstlerin nicht in einer Rolle, vielmehr führt sie mittels bestimmter Gesten Perfomances durch, die ihre Absichten ausdrücken. Dieses Konzept ist ausgerichtet auf die Enthüllung von „vererbten, vermittelten und unbeabsichtigten Elementen, die eine Persönlichkeit ausmachen 1. Sandra Sterle vermischt dokumentarische mit fiktionalen Elementen und entwickelt ihre Charaktere innerhalb der Kluft zwischen diesen Kategorien und ihren Überschneidungen. Um das Video Round Around, 1997, realisieren zu können, hatte sich die Künstlerin die Kleider einer von der kroatischen Insel Mljet stammenden Bäuerin ausgeliehen. In diesem Aufzug und mit roten Wangen, die auf ein gesundes Leben hinweisen sollten, rannte sie bis zur Erschöpfung immer wieder um einen Olivenbaum herum.

Ana Dević


1) Danica Morning Star. Kunstgalerie des Volksmuseums in Zadar, Kroatien


Deutsch: Uli Nickel

 

 

SANDRA STERLE

 

The performative elements, often characterized by a simple dramaturgical axis, or by different social interactions taking place within carefully created settings, are of crucial importance for many projects by Sandra Sterle. While in her video works, as a rule, the actor is the artist herself, the dynamic processes of her collaborative works include a number of participants, and explore the ways the collective representations are made.

The artist deals with the question of personal identity, which functions as a kind of a clinical testing ground reflecting broader social relations. “Who am I and which social interactions define and surround me?” – this is the key question posed in this process. While answering the question, Sandra Sterle does not present her own inner “core”, but rather creates empty entities populated by dramatic, sometimes awkward characters, with strange personal rituals set in different attractive ambiances, often outdoor locations corresponding with the character´s profile. Sandra Sterle´s works are often based on creating different “personae”. Although such a concept often includes disguise, the artist does not really act, but rather performs, by offering certain gestures; she plays out her intention. This concept is directed toward revealing the “inherited, mediated and unintentional elements shaping a personality” 1. Sandra Sterle mixes documentary with fictional elements and forms her characters in the gap between and at the overlapping of these categories. To realize the Round Around video (1997), the artist borrowed clothes from a peasant woman from the Croatian island of Mljet, and with her made-up, rosy cheeks, meant to indicate a healthy life, ran around an olive tree completely exhausted.

Ana Dević



1) Danica Morning Star, Art Gallery of the People´s Museum in Zadar, Croatia