MIHA VIPOTNIK

English version

 

Wie heißt es doch so schön: „Eine Geschichte ohne Idee ist nur eine fixe Idee.“ Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder hat der Autor bzw. der Videokünstler keine Vorstellung davon, was er will, oder aber er will, dass seine Geschichten ohne Logik existieren, ohne Zusammenhang, ohne zu sagen: „Pass auf, schau hier her!“. Bei der erstgenannten Vorgehensweise entsteht entweder gar nichts oder nur unbrauchbarer Müll, beim der zweiten kommt trotz oder vielleicht gerade wegen seines Eingreifens bedeutsame Literatur bzw. Videokunst zustande. Vipotnik ist ein Vertreter der letztgenannten Methode. Er gruppiert Andraž Šalamuns Texte (über die Geschichte des menschlichen Ehrgeizes von Ikarus bis Gustav von Aschenbach) um und stellt so eine direkte Verbindung zwischen sich und der linguistischen Kraft des automatischen Schreibens, der Action-Literatur und lyrischer Performances her, und zwar mittels einer großen Anzahl neu entstandener Impulse und Assoziationen.

Der visuelle Aspekt ist etwas weniger wichtig, er greift aber glücklicherweise nicht auf „videotischen“ Unsinn zurück. Das Bild ist die logische Rückseite der Medaille, die dazu dient, das Faszination vom Sprechen und von der Liebe zur Sprache auszudrücken.

Wie heißt es doch so schön: „Wir Menschen benutzen nur 10% unseres Gehirns, und nur Gott und Vipotnik wissen, was sich in dem Rest befindet.“

Auszug aus: Kijkhuis World Wide VIDEO Festival, Katalog, Den Haag 1984


Deutsch: Uli Nickel

 

 

MIHA VIPOTNIK

 

As the man says; ‘a story without an idea that´s an obsession.’ There are two possibilities, either the writer or videast has no notion of what he wants, or he wants his stories to exist without logic, without continuity, without saying ‘pay attention, look here’. The first produces nothing or worse rubbish, the second is despite himself and thus thanks to himself, meaningful literature/video. With Vipotnik we are dealing with the latter possibility. He regroups Andraž Šalamun`s texts (on human ambition from Icarus to Gustav von Aschenbach) and thus aligns himself with the linguistic power of automatic writing, action writing and poetry performances, in a flood of newly created impulses and associations.

The visual side is somewhat less pregnant but fortunately does not revert to videotic nonsense. The image is the logical side of the coin serving infatuating with speaking and love of language.

As the man says we use only 10% of our brains, only God and Vipotnik know what’s in the rest.

From the catalogue Kijkhuis World Wide VIDEO Festival 1984, The Hague