NATALIJA VUJOŠEVIĆ

English version

 

   Pink Confession 2001
 
Interview mit Petar Ćuković


P.C.: Wem gegenüber machen Sie ein Geständnis in Ihrer Arbeit Pink Confession? Wer soll dieses Geständnis, diese Confession hören? Und setzt ein Geständnis nicht auch immer ein Bewusstsein von Schuld voraus sowie den Wunsch, dafür zu büßen?

N.V.: Ich würde es nicht als Eingeständnis von Schuld sehen, sondern eher als ein Anvertrauen im Sinne von Befreiung und Läuterung. Es ist für mich ein Weg, die Öffentlichkeit anzusprechen. In diesem speziellen Fall möchte ich die Vorstellung von Öffentlichkeit übrigens nicht durch die Begrenzungen von Zeit und Raum einengen lassen – denn in dem Augenblick, in dem meine Aussage in die Form eines Kunstwerks gebracht wird, bietet sie unwiderruflich einen Einblick und beginnt damit ein Eigenleben.

Ich biete diese unzensierte Version von mir selbst nicht deshalb an, damit über mich geurteilt wird (schließlich habe ich nichts Unrechtes getan und bin auch keines Verbrechens angeklagt), sondern damit man mich so akzeptiert, wie ich bin. Damit einher geht die Kritik an einer Öffentlichkeit, die keine Schwächen akzeptiert, und mein Überdruss am “übermenschlichen” Druck, den die Zeit, in der wir leben, auf uns ausübt.

P.C.: Wurden die Sätze, die der Erzähler sagt, sorgfältig konstruiert, d. h. folgen sie einem bestimmten Ordnungsprinzip, oder entstanden sie nach der berühmten “Stream of Consciousness”-Methode? Oder handelt es sich eher um eine Kombination beider Methoden?

N.V.: Für die textliche Seite dieser Arbeit suchte ich möglichst viele unterschiedliche Sätze; also bat ich ein paar Freunde um Hilfe und traf eine Auswahl aus allem, was wir zusammen geschrieben hatten. Ich suchte alle Sätze aus, die in mein Konzept passten und stellte dann den Text zusammen. Der Text hat seinen eigenen Rhythmus: Er beginnt mit den wichtigsten persönlichen Daten (Name, Geburtsdatum, Nationalität usw.), gefolgt von einer Serie ineinander verwobener, mehr oder weniger wichtiger Aussagen und endet in “Stille”, einer Art Glaubensbekenntnis.

P.C.: Warum pink – zielt das auf die so genannte „l'écriture féminine”?

N.V.: Ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal genau, was „écriture féminine” ist. Die Farbe Pink steht für mich für Utopie und Naivität und hat nichts mit dem Geschlecht zu tun.

P.C.: Warum haben Sie sich dafür entschieden, die Texte – die doch als äußerst persönlich anzusehen sind – nicht selbst einzusprechen, sondern von einem Erzähler sprechen zu lassen? Wohin führt eine solche Schaffung von Distanz letztendlich?

N.V.: Dies war die einzige Möglichkeit für mich, meine intimsten Gedanken der Öffentlichkeit zu präsentieren – ich musste sie zusammen mit der Form und der Stimme umsiedeln. Vielleicht gibt es noch einen anderen Grund, aber ... das wird ein Geheimnis bleiben.

P.C.: Wenn ich es richtig verstehe, ist das verwischte Bild Ihres Gesichts in Zeitlupe Teil der Verkünstlichung Ihrer Arbeit. Können Sie dies näher erklären?

N.V.: Ich habe es noch nie so betrachtet – ich sehe mich selbst so wie hier gezeigt. Das ist einfach nur eines der Elemente, die meine Arbeit abrunden. Aber für sich allein genommen sagt es nicht viel aus.


Deutsch: Heiner Koop

 

 

NATALIJA VUJOŠEVIĆ

 

Interview mit Petar Æukoviæ


P.C.: To whom do you address the CONFESSION in your work Pink Confession? Who is supposed to hear that confession? A confession, couldn’t one say, always assumes awareness of guilt and desire to atone for it?

N.V.: I wouldn´t call it a CONFESSION, but rather CONFIDING (releasing, purifying). It is a way of addressing the public. In this case I don’t want to restrict the idea of public within frames of space and time because the moment when this statement is packed up in the form of artwork it becomes irreversibly given to insight; it starts to have its own life.

I offered this uncensored version of myself not in order to be judged (because I haven´t done anything wrong, nor have I been accused of anything), but to be accepted as I am. That is a criticism of a public that does not accept weaknesses, as well as weariness of the “superhuman” pressure, imposed by the time in which we live.

P.C.: Were the sentences uttered by the narrator carefully constructed, i.e. do they have some order, or were they created after the well-known method of so-called stream of consciousness? Or are they actually a combination of these two methods?

N.V.: While I was preparing the textual part of the work I needed as many different sentences as possible, so I asked a couple of friends to help; I made a selection from everything we had written. I chose those that fitted in and I put the text together. It has a tempo of its own. It starts with basic personal data (name, date of birth, nationality, etc.), continues with a series of entangled, more or less important statements and ends in “calmness,” a type of recognition of faith.

P.C.: Why PINK? Does that point to the so-called female écriture?

N.V.: Actually I´m not sure that I know what the female écriture is. For me, pink is synonymous with utopia, naïveté, and has nothing to do with gender.

P.C.: Why did you decide that the sentences which can be regarded as profoundly intimate should be spoken by the narrator instead of by yourself? What is the end point of creation of such distance?

N.V.: That is the only way to express my intimate aspect towards the outside - to relocate it together with its form and voice. Maybe there’s something else, but... it will remain secret.

P.C.: The blurred image of your face in slow motion is, as I understand it, part of the artificialization of your work. Can you explain that further?

N.V.: I have never thought about it in that way. I really do see myself like that. That is just one of elements rendering the work whole. By itself it doesn´t say much.