James Lee Byars - Briefe an Joseph Beuys
21. Oktober bis 26. November 2000



Hey Joe, wir sollten die documenta 6 gemeinsam machen!
James Lee Byars - Briefe an Beuys
21. Oktober bis 26. November 2000
English version

Briefkunstwerke - gefaltet, geknittert und gekräuselt, erwarten den Besucher der Ausstellung in der Kunsthalle Museum Fridericianum Kassel: Die ganze sinnliche Welt zu Händen.

Es war eine Obsession: Unermüdlich schrieb der amerikanische Performance- und Konzeptkünstler James Lee Byars (1932 - 1997) Briefe. Mehr als hundert von ihnen waren an Joseph Beuys (1921 - 1986) gerichtet. Sie blieben sämtlich ohne Antwort.
Die Ausstellung "JameJames Lee Byars - Briefe an Joseph Beuys" präsentiert erstmalig den gesamten Umfang dieser im Museum Schloss Moyland archivierten Briefobjekte und gibt damit Einblick in ein kurioses einseitiges Bemühen. Zugleich aber verdeutlicht sie anhand zahlreicher Dokumente, Fotoarbeiten und Filme verschiedener Leihgeber ein besonderes Verhältnis zwischen zwei Künstlern, das sich über Jahrzehnte durch verschiedene Begegnungen und einige gemeinsame Aktionen vertiefte. Eine wichtige Rolle spielte hierbei die Kasseler documenta, für die Byars in zahlreichen Briefen Ideen zu gemeinsamen Auftritten und Aktionen entwickelte.
Für James Lee Byars, dem permanent durch Amerika, Europa und Japan Reisenden, stellte das Schreiben von Briefen die einzig dauerhafte Verbindung zu Freunden, Kollegen und Galeristen dar. Und so wurden seine Lebenszeichen zu ÎBriefkunstwerkenâ: Ungewöhnliche Materialien wie Küchenrollen, handgeschöpftes Papier aus Japan und China, transparente Seiden- und Goldpapiere und Pflanzenblätter verarbeitete Byars zu Briefformen mit oft überdimensionalen Ausmaßen - auch wenn sie bisweilen lediglich geheimnisvolle chiffrenhafte Kürzel oder einen bloßen Ausruf enthalten. Diese inszenierten Farb- und Formenspiele sind Ausdruck einer Kunst, in der gattungsübergreifend das Zweidimensionale zum Dreidimensionalen wird oder das Beständige mit dem Flüchtigen - wie dem Rieseln des Farbstaubs beim Öffnen des Briefes - zusammenfällt.
Exemplarisch spiegelt sich in diesen "Briefkunstwerken" die Suche nach neuen Ausdrucksformen in der Kunst des 20. Jahrhunderts. James Lee Byars und Joseph Beuys  gelangten auf unterschiedlichen Wegen zur visionären Erweiterung des Kunstbegriffs in mentale Räume, in denen kulturelle, historische und symbolische Bezüge in direkte Beziehung zum Leben gestellt werden.
Die von Dr. Viola Michely kuratierte Ausstellung wurde als gemeinsames Projekt der Museen Schloss Moyland, Bedburg-Hau, und van Hedendaagse Kunst, Antwerpen, sowie der Kunsthalle Museum Fridericianum Kassel realisiert.