Rolf Julius
rot - oder wie laut ist schwarz?

1. April bis 10. Juni 2001
Eröffnung: 31. März, 16 Uhr

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Präsentation am 10. Mai 2001 um 18 Uhr).



Die Räume und Installationen des Berliner Klangkünstlers Rolf Julius sind Orte der Stille, in denen Klang sichtbar gemacht wird. Stille ist ein zunächst indifferentes Geräusch, das aufgrund seiner Permanenz nicht vorhanden zu sein scheint. Rolf Julius lässt die Stille erklingen: er lockt das Geräusch aus dem Inneren eines Steines, der Erde, Farben. So ertönen poröse, bröckelige Laute aus einem winzigen Lautsprecher oberhalb eines Häufchens aus zerbröseltem Mauerputz. Graphitstaub bedeckt den Schallkegel eines waagerecht aufgehängten Basslautsprechers und vibriert in ihren auf- und abschwellenden Schallwellen. Ein feines Schwirren und Summern wird direkt aus dem Inneren von Pflastersteinen übermittelt und ein fernes, aber tiefes Dröhnen dringt aus den Tiefen der Erde hervor, deren Abgründe lediglich von einer Stahlplatte verdeckt zu sein scheinen.
Wahrnehmung in ihrer vielfältigen Form ist wohl das, was das Interesse von Rolf Julius
anregt. 1939 in Wilhelmshaven geboren, studierte er in den 60er Jahren Kunst in Bremen und Berlin. Beeinflusst vom konzeptuellen Denken der Kunst dieser Zeit entdeckte Rolf Julius die Bedeutung von Klangatmosphären für die Wahrnehmung visueller Strukturen. „Mit meinen Bildern schaffe ich einen musikalischen Raum. Mit meiner Musik schaffe ich einen bildnerischen Raum. Bilder und Musik sind gleichwertig. Sie treffen sich im Kopf des Betrachters und Zuhörers und ergeben in ihm etwas Neues“, sagt der Künstler zu dem Bezugsfeld, in dem er sich selbst, seine Arbeiten und deren Betrachter bewegen. Seit den 80er Jahren fügt Rolf Julius Klänge und Geräusche zu komplexen Tonbandkompositionen zusammen, wobei es ihm insbesondere um das Erforschen von Bedingungen und Möglichkeiten der Raumerfahrung geht. Er entwickelte mit einfachsten technischen Mitteln und einem minimalistischen Klang- und Geräuschrepertoire aus elektroakustischen Elementen und akustischen object trouvés eine sehr eigene Form, Räumen und Objekten eine neue, eigene Qualität zu verleihen.
Zahlreiche Aufenthalte in Japan führten Rolf Julius zur Auseinandersetzung mit der dortigen Definition von Natur und Kultur, sowie mit deren Präzision im Ausdruck. Seine mit
minimaler Geste und optimaler Ausdruckskraft behafteten Zeichnungen und Skizzen aus Tusche spiegeln diese Auseinandersetzung wider. Sie erinnern an japanische Schriftzeichen und enthalten deren Komplexität und Bedeutungsumfang. Rolf Julius hat für diese Ausstellung eine Serie von 230 Drucken mit dem Titel small piano piece hergestellt, die an fünf Tagen im April als Partitur zu Improvisationen der japanischen Pianistin Aki Takahashi dienen wird.