Christian Marclay. Video Quartet
19. Januar – 16. März 2003






Christian Marclay, geb. 1955 in Kalifornien, bewegt sich stets im Grenzgebiet zwischen Musik und bildender Kunst. In seiner neuen Arbeit Video Quartet, einer Vier-Kanal-Projektion, erstellte Marclay einen audio-visuellen Raum, in dem Filmfragmente zu einer musikalischen Komposition und einer visuellen Skulptur zugleich zusammengefügt werden.

Die Arbeiten von Christian Marclay sind konsequente Untersuchungen über unterschiedliche Arten von Klang. Der Künstler konzentriert unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf dessen hörbare Qualitäten, sondern auch auf die Art und Weise, in der Klang erfahren, visualisiert und in andere Formen übersetzt wird. In vielen seiner Arbeiten ist Sichtbares und Hörbares asynchron oder verändert, so dass der Betrachter ein gesteigertes Bewusstsein für die Art und Weise erfährt, in der Information übermittelt und verarbeitet wird. Marclay selbst bemerkt hierzu: „Das Sehvermögen ist unsere vorherrschende Sinneswahrnehmung. Ihm vertrauen wir am meisten. Das ist der Grund für mein Interesse an der Arbeit mit Klang, um diese Gewohnheit umzukehren und uns das, was wir hören, bewusst zu machen.“

Im Zentrum der Kasseler Präsentation steht eine neue Arbeit mit dem Titel Video Quartet. In ihr werden vier DVD-Videos nebeneinander projiziert, wobei ein digitales Kontrollsystem ihre Simultanität synchronisiert. Jedes der vier Videos zeigt eine Zusammenstallung aus bestehendem Filmmaterial (footage); ein jeder der genutzten Ausschnitte zeigt Menschen, die ein Instrument spielen oder einfache Geräusche erzeugen. Die Ausschnitte innerhalb der vier einzelnen Videokompilationen, wie auch deren Zusammenspiel selbst ist so orchestriert, dass sie sich zu einem Quartett zusammenfügen. Der synchronisierte Klang wird zum verbindenden Element zwischen disparaten Bildern, die aus einer Vielzahl filmischer Genres – Schwarz-weißfilm, Farbfilm, Animationsfilm oder Musicals - zusammengestellt wurden. Die so entstehenden, aus ihrem zeitlichen wie filmischen Kontext herausgelösten disparaten Fragmente erhalten durch die akustische wie visuelle Komposition einen neuen Kontext, in dem das so uneinheitliche Ensemble zu einem miteinander korrespondierenden Orchester zusammengefügt wird. Christian Marclay hingegen wird hierdurch zu einer Art unsichtbaren Dirigenten.