Bjørn Nørgaard
Gobelins für eine Königin

17. Dezember 1999 bis zum 27. Februar 2000



Zehn Jahre beschäftigte sich der dänische Bildhauer Bjørn Nørgaard mit einem der ungewöhnlichsten Kunstprojekte der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Er übernahm 1989 die Aufgabe, auf 11 großen und 7 kleinen Gobelins die Geschichte des Königreichs Dänemark bildhaft darzustellen. Diese 18 Bildteppiche sind ein Geschenk der Dänen zum 50. Geburtstag ihrer Königin Margrethe II, das rechtzeitig zum 60. Geburtstag im Frühjahr des Jahres 2000 im Schloß Christiansborg in Kopenhagen übergeben werden soll. Der letzte Teppich ist vor wenigen Tagen in der traditionellen Weberei Manufactures Nationales des Gobelins de Beauvais et de la Savonnerie in Paris fertiggestellt werden. Diese etwa 3, 90 m x 5, 40 m große Gobelinarbeit zeigt, und so ist auch ihr Titel, Die Zeit der jüngeren Glücksburger. Wie die anderen 17 Teppiche, so ist auch dieser aus verschiedenen gleichzeitig stattfindenden Ereignissen komponiert. Momente aus der jüngsten dänischen Geschichte werden neben internationale Ereignisse gestellt, politische Geschichte steht neben Kulturgeschichte. Wenn zum Beispiel die 60er Jahre durch den Vietnam Krieg, die Anti-Atom-Demonstrationen oder das Widerstandsidol Che Guevara beschrieben werden, so finden sich gleich in der Nachbarschaft die Beatles, Joseph Beuys oder eine Sequenz aus einem Nørgaard-Happening, das damals die dänische Bevölkerung schockierte. Über allem aber in einer ausgesparten Ecke das kluge Addi Køpcke Zitat: "Fill in with your own imagination". Der eigenwillige Umgang Nørgaards mit dänischer und internationaler Geschichte, mit dänischer und internationaler Kultur, wobei neben den Künsten auch die Geisteswissenschaften zitiert werden, vermittelt auf den Teppichen die Gleichzeitigkeit von Ereignissen und Entwicklungen, wie sie durch Jahrhunderte verliefen, auf eindringliche und originelle Weise. Die dänische Kuratorin Anneli Fuchs schrieb zu den Gobelins: xEs scheint Nørgaards Auffassung zu sein, daß das Verständnis der "großen" Geschichte notwendigerweise davon abhängt, wie wir unsere eigene Zeit und unsere eigene "kleine" Geschichte verstehen. Sicher ist, daß Bjørn Nørgaard in seinen Bildteppichen eine sehr persönliche Auslegung der dänischen Geschichte an seine eigene Zeit und die kommender Generationen weitergibt.

Mit diesen 18 Tapisserien ist dem Künstler ein Meisterwerk der Gobelinkunst gelungen, das man ohne Übertreibung als ein Jahrhundertwerk in dieser von Künstlern nur noch selten benutzten Technik bezeichnen darf.

Nach der ungewöhnlich erfolgreichen Erstpräsentatiom im Palais du Luxembourg in Paris ist das Museum Fridericianum der einzige Ort im "Kunst-Kontext", an dem das Werk gezeigt werden darf, bevor es in Schloß Christiansborg fest installiert wird.