Jour Fixe Termine



































Gerhard Rühm, Beichtgeheimnis, 1985













Gerhard Rühm, n ich ts, 1993


















































Gerhard Rühm, 7/12 Leselied, 1987






Gerhard Rühm


weit weg und ganz nah


19. März bis 14. Mai 2006



Vom 19. März bis 14. Mai 2006 widmet sich die Kunsthalle Fridericianum dem bildnerischen Werk des Künstlers Gerhard Rühm. Die Werkschau zeigt einen Querschnitt seiner Visuellen Poesie, von frühen Typocollagen aus den 1950er und 1960er Jahren bis hin zu neusten Fo-tomontagen.


Seit den 1950er Jahren widmet sich der bildende Künstler, Autor und Komponist Gerhard Rühm den Phänomenen der Sprache mit seinen unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten. Das Zeichen- und Kommunikationssystem fasst er als ein Material mit lautlichen, musikalischen, begrifflichen, bild- und zeichenhaften Elementen auf, dessen Grenzen es zu erproben und zu erweitern gilt. In seinem vielseitigen Werk, das bis heute kontinuierlich anwächst und neue Wege erprobt, überschreitet er die konventionellen Gattungsgrenzen zwischen Literatur, bildender Kunst und Musik, zwischen Sprache, Bild und Komposition.

Eine zentrale Rolle im Werk Gerhard Rühms nimmt die Wiener Gruppe ein. Die gemeinsam mit Friedrich Achleitner, H. C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener begründete Avantgardebewegung beeinflusste mit ihren radikalen Sprachexperimenten die deutschsprachige Literatur der Nachkriegszeit und lässt sich bis heute in das aktuelle Werk einer jungen Künstlergeneration verfolgen. Mit ihren Aktionen und Happenings übte sie harsche Kritik an kulturellen Repräsentationssystemen, was ihnen auch Probleme mit Verlegern und staatlichen Organisationen einbrachte.


Rühms Visuelle Poesie stellt einen vielseitigen und umfassenden Werkkomplex mit einer Vielzahl von Werkgruppen dar, die Visuelles mit Poetischem verbindet und dem Betrachter sowohl ein bildliches bzw. visuelles als auch poetisches und begriffliches Lesen und Verstehen abverlangt. Als Material für seine „intermedialen Arbeiten“ dienen ihm alltägliche, hässliche und als pornografisch erachtete Bilder und Texte aus dem Bereich der trivialen Unterhaltungsmedien. Seine Foto- und Typocollagen kombinieren und sortieren Buchstaben und Worte aber auch Abbildungen aus Zeitungen neu und lösen dadurch ein Nachdenken und Assoziieren des dargebotenen Text- und Bildvokabulars aus.


Gerhard Rühm (*1930) studierte Klavier und Komposition an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. Mit Friedrich Achleitner, H. C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener gehörte er zu den Begründern der "Wiener Gruppe" (1954-64). 1964 erfolgte sein Umzug nach Berlin. 1967 veröffentlicht er die Anthologie Die Wiener Gruppe. Von 1972 bis 1995 lehrte er Freie Grafik und Künstlerischen Grenzbereich an der Kunsthochschule Hamburg. Im Jahr 1991 wurde er mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst ausgezeichnet.


Ausstellungen: documenta 6, Kassel 1977; documenta 8, Kassel 1987; Chronos und Kairos, Kunsthalle Fridericianum, Kassel 1999; Fluxus in Deutschland 1962–1994, Kunsthalle Fridericianum, Kassel 2002; Grotesk!, Haus der Kunst, München 2003; Phonorama, ZKM, Karlsruhe 2004; Schrift. Zeichen. Geste., Kunstsammlungen Chemnitz, 2005.