Jour Fixe Termine



































Endre Tót, Ich würde mich freuen..., Berliner Mauer 1978















Endre Tót, I am glad if I can stamp, 1980




















































Endre Tót, Der Mord von Dallas, 1991





Semmi sem Semmi


Endre Tót


19. März bis 14. Mai 2006



Unter dem Titel Semmi sem Semmi (Nichts ist nicht Nichts) widmet sich die Kunsthalle Fridericianum im Rahmen einer Überblicksausstellung dem vielseitigen Werk des ungarischen Künstlers Endre Tót. Einfallsreich und humorvoll erforscht Endre Tót die Sprache und den Kontext der Kunst, die Dialektik von An- und Abwesenheit, sein eigenes Vorgehen als Künstler und die Möglichkeiten der Malerei.


Die Auseinandersetzung mit dem Begriff der Abwesenheit, der Leere und des „Nichts“ ist zentrales und wiederkehrendes Motiv seiner Arbeiten. Ist die Beschäftigung mit diesem Thema anfänglich biografisch bedingt – der Eiserne Vorhang isolierte Tót künstlerisch von der Entwicklung der westlichen Kunst und schnitt ihn von einem Großteil der Information und Kommunikation ab – hat sie heute, in einer Zeit des visuellen Überflusses, den Stellenwert eines konsequent umgesetzten Konzepts eingenommen. Eine buchstäbliche Visualisierung findet das „Nichts“ in Tóts Arbeiten durch das Wort „Zero“ oder die Zahl 0. Seit den 1970er Jahren verwendet er die Zahl in seinen unterschiedlichen Mail Art-Arbeiten. Seine Postkarten oder Telegramme, die aus „Zeros“ bestehen, seine Stempelbilder und Briefmarken erschließen ihm nicht nur neue Kontakte mit Künstlern aus dem Westen, sondern verstehen sich auch als Opposition zur institutionellen Kunstszene im eigenen Land.


Anfang der 1980er Jahre ermöglicht ihm ein DAAD-Stipendium den Umzug nach Berlin (später wird er in Köln leben) und die Realisation von öffentlichen Aktionen, die auf humorvolle und ironische Art das Publikum mit einbeziehen und die neue Freiheit des künstlerischen Arbeitens verdeutlichen. Auf die nunmehr allgegenwärtige Präsenz von Bildern reagiert Tót mit der Serie der „Abwesenden Bilder“. Dafür wählt er die Werke bekannter Künstler oder Pressefotos prominenter Ereignisse aus, die er durch schwarze, leere oder ausgeschnittene Flächen mit identischen Ausmaßen ersetzt. Neben der offensichtlichen Abwesenheit transportieren die Bilder auch immer die unsichtbare Anwesenheit ihrer Originale mit. Tót befragt das visuelle Gedächtnis der Betrachter, ruft ihre Erinnerungen ab. Seine Bilder werden zu Stellvertretern mit Verweischarakter, die kritisch den Umgang mit Autorschaft thematisieren. Erst die begleitenden Bildlegenden mit ausführlichen Informationen legen den inhaltlichen Kontext offen.


Noch deutlicher wird die „Ästhetik der Absenz“ in seinen „Blackout Paintings“. Bei den tiefschwarzen Flächen, die jeweils von einem Rahmen aus floralen Ornamenten umgeben sind, ist die Abwesenheit total. Es existiert kein dahinter liegendes Motiv mehr und das englische Wort blackout impliziert neben Auslöschung oder Tilgung auch Ohnmacht, Bewusstlosigkeit oder Zensur.


Endre Tót (*1937) lebt und arbeitet in Köln


Einzelausstellungen (Auswahl)

Nothing ain´t nothing, Kunsthalle Budapest, 1995; Who´s Afraid of Nothing? Abwesende Bil-der/Absent Pictures, Museum Ludwig, Köln und Museum für Zeitgenössische Kunst, Budapest (K), 1999; Positions of Conceptual Art, Galerie Berndt, Köln (mit Gilbert & George), 2002; Vom bemalten Bild zum unbemalten Bild (Frühe Arbeiten 1965-1970), Kunsthalle Szombathely, Ungarn (K), 2004.


Gruppenausstellungen (Auswahl)

Osteuropa Mail Art, International Network, Staatliches Museum Schwerin, 1996 und Kunsthalle Budapest, 1998; Chronos & Kairos. Die Zeit in der zeitgenössischen Kunst, Museum Fridericianum, Kassel, 1999; Protest & Survive, Whitechapel Art Gallery, London, 2000; Iconoclash.Beyond the Image Wars in Science, Religion and Art, ZKM (Zentrum für Kunst und Medien), Karlsruhe, 2002; Superstars. Von Andy Warhol bis Madonna, Kunsthalle Wien und Kunstforum, Wien, 2005.